Große Photovoltaik soll aufs Feld gestellt werden: Junge Genossenschaft sucht jetzt Mitglieder
WP vom 31.10.2022 WP von Alexander Lück
Mellen Mellen macht ernst mit der Energiewende: Ein Team von Engagierten hat eine Genossenschaft gegründet. Ziel: eine eigene Photovoltaikanlage für das Golddorf und damit ein großes Stück Unabhängigkeit. Fehlt nur noch zahlreiche Unterstützung aus der Bevölkerung. Und die Resonanz beim Info-Abend am Donnerstag sollte Hoffnung machen: „Ich bin superglücklich, dass sich so viele Leute für dieses Thema interessierten“, strahlte Johanna Rüth zur Begrüßung m Essensraum der Schützenhalle.
Mehr als 100 Leute drängten sich, was die Erwartungen der Initiatoren weit überstieg. Die Ziele sind ambitioniert, und dafür braucht man Mitglieder. Interessierte kamen auch aus Ortsteilen in der Nachbarschaft. Denn auch sie können ins Boot genommen werden.
Ein Team engagierter Mellener will die Energiewende vor Ort umsetzen, eigenen Strom produzieren, weitestgehend unabhängig werden und die Wertschöpfung im Dorf behalten. Auf Bürgerversammlungen und per Brief an jeden Haushalt wurde eine Umfrage gestartet, etwa zum Energieverbrauch oder dem Interesse an den Erneuerbaren.
Rücklauf und Resonanz davon, so Johanna Rüth, seien sehr gut gewesen – und eine gute Arbeitsgrundlage fürs konkrete Konzept. Dafür wurde kürzlich die „Dorfenergiegenossenschaft Mellen“ gegründet.
„Erstmal haben wir das in einem kleinen Kreis gemacht, damit es schnell gehen kann.“ Am Infoabend stellte Rüth die Beteiligten vor: Neben Rüth sind im Vorstand Wilfried Köster für Buchhaltung und Finanzen sowie Jürgen Schneider für die technischen Aspekte. Aufsichtsrat und Beirat bilden insgesamt zehn Personen. Sie alle haben das große Projekt der Dorfenergiegenossenschaft in weiten Teilen geplant, inklusive Finanzkonzept. Vor den Toren Mellens soll eine Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen. Vorgesehen ist eine zwei Hektar große Fläche an der Straße nach Langenholthausen, aus Richtung Mellen auf der rechten Seite. Sie gehört dem Mellener Wasserbeschaffungsverband, ist noch an einen Landwirt verpachtet, nur eingeschränkt zu bewirtschaften und dient auch als Wassereinzugsgebiet. Etwa 3600 PV-Module sollen durch in den Boden gerammte Stelen aufgeständert werden. Zwei Millionen Kilowattstunden könnte man damit im Jahr produzieren und etliches an CO2 einsparen. Vorher muss aber gebaut worden, dafür braucht man Geld. Planungs- und Baukosten liegen bei 2,5 Millionen Euro. Jetzt hofft man, dass viele Mellener und weitere Menschen Anteile erwerben. Ein Anteilsschein kostet 2500 Euro, bis zu 1000 Anteile will die Genossenschaft ausgeben, was ungefähr den Baukosten entspräche. Es gibt, so Wilfried Köster, auch noch Fördertöpfe. Für die Anteile gilt: Euro gleich Kilowattstunde, ein Anteil entspricht also 2500 Kilowattstunden im Jahr. Etwa doppelt so hoch liegt der Verbrauch eines Mehrpersonenhaushaltes im Jahr.
Alls Genossenschaftsmitglied muss man nicht den eigenen Strom abnehmen. Allerdings betont der Vorstand, in der Infoversammlung, würde der wohl deutlich unter dem Preis anderer Anbieter liegen. Heute seien 36 Cent pro kW/h realistisch. Dafür gibt es aber eine garantierte Verzinsung von vier Prozent.
Köster erklärte dazu, man solle sich den Beitritt schon überlegen: „Es ist ein Generationenprojekt, angelegt auf 30 Jahre.“ Nach fünf Jahren bestehe die erste Möglichkeit zur Kündigung. Aber die Anteile können auch in der Familie weitergegeben werden. Gänzlich frei von Risiko, sagt Köster, sei so ein Projekt nicht. Aber die Gründungsmitglieder hätten alle Optimismus und Engagement bewiesen: Sie haben selbst einen ersten Anteil für die Planungskosten erworben. Vor und während der Versammlung meldeten sich erste Interessenten.