Mellen - ein Dorf im Sauerland

Neujahrsbrauch lebt: Mellen, wie es singt und lacht

Mellen pflegt den Brauch des Neujahrssingens

WP vom 03.01.2023, von Peter Müller

Stimmgewalt trifft Trinkfestigkeit. Einer organisiert, bei dem anderen geht’s um die Wurst.

Zum Neujahrssingen 2023 trafen sich junge Männer aus Mellen bei Björn Freiburg im Landmarkt, um anschließend von Haus zu Haus durch das Dorf zu ziehen und an den Türen das Mellener Neujahrslied zu singen.

Zehn der Sänger waren bereits um 11 Uhr da. Nils, Lukas, Lars, Phillip, Markus, Motti, Hille, Max, Michael und Johannes waren die ersten. Weitere starke Stimmen stellten sich nach und nach ein, bis dann der Zug durch die Gemeinde in drei Gruppen gegen 12 Uhr starten konnte. Per Whatsapp war noch die Tradition erinnert worden.

„Das ist bei uns eine Tradition, die seit Generationen jedes Jahr zu Neujahr wieder belebt wird“, erzählte Lukas Vedder-Stute. Er ist 31 Jahre alt und macht seit seinem 18. Lebensjahr mit. „Früher zogen die Junggesellen direkt nach Mitternacht los. Das hat sich irgendwann geändert“, berichtete er. 2021 habe man wegen der Pandemie nur ein Pülleken mit einem Zettel, auf dem Liedtext geschrieben stand, in die Briefkästen stecken können.

Fakt ist: Die Stimmen brauchen Ölung. Einige Sänger hatten ihr eigenes Schnapsglas mitgebracht. Bei dem einen oder anderen ließ sich an den müden Augen noch die vergangene Silvesternacht erkennen. Doch zunächst wurden erst einmal drei Gruppen eingeteilt, und das Neujahrslied, das später an jeder Haustür gesungen werden soll vor dem Landmarkt zur Probe angestimmt: „Damen und Herren, Damen und Herren in diesem Haus – Wir wünschen Euch, Euch wünschen wir ein glückseliges neues Jahr“, erschallt es. Zum Dank gab es Hochprozentiges oder eine Spende. Die Leute finden den Besuch toll.

Da Mellen in den letzten Jahren durch das Neubaugebiet gewachsen sei, sei die Einteilung in Gruppen sinnvoll. „An jeder Tür einen Schnaps, das hält der Stärkste nicht durch, so hält sich das noch in Maßen“, so Lukas Vedder-Stute. Am Ende ging es dann seit vielen Jahren traditionsbewusst zu Alfons und Renate Dittrich. „Beide sind über 80 Jahre alt und geben noch immer zum Abschluss einen Sektempfang“, meinte Vedder-Stute. Dann werde wie seit Jahren schon ein Foto gemacht, welches später einen Platz in einem speziellen Album findet. So sei über die Jahre eine Chronik der Neujahrssingen entstanden.

Anschließend mussten die Neulinge ein Gedicht aufsagen. Alles hinter den Neujahrssängern lag, trafen sich diejenigen, welche bis zum Ende durchgehalten hatten, im Landmarkt. Bei Bockwurst mit Brot fand das Neujahrssingen dort einen gemütlichen Abschluss.