Mellen hat ein Raser-Problem
Bestens besuchte Dorfversammlung sucht nach Lösungen. Nicht alle Ideen schnell umsetzbar
WP vom 09.09.2023 von Alexander Lück
Aufregerthema Verkehr:
Mellens Einwohner beklagen sich über Raser, ob nun im Pkw oder Trecker sitzend. Bei der bestens besuchten Dorfversammlung im Land wurde ein Gespräch zwischen Betroffenen in Gang gesetzt. Bis Verkehrsregeln geändert werden, müssen dicke Bretter gebohrt werden.
Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt hatte sogar seinen Amtskollegen Georg Wortmann aus Beckum eingeladen. Denn ein Problem betrifft den Hohlen Weg, welcher beide Orte verbindet. Insbesondere seit der Baustelle mit einseitiger Sperrung und Ampelanlage in der Helle werde diese Strecke stark als Umleitung genutzt, unterstrichen Schulze Tertilt und Wortmann. Was das Problem mit Rasern vergrößere, vor allem dann an den Endpunkten der Straßen in Beckum und Mellen. Beckum hat schon Maßnahmen getestet, die den Verkehr verlangsamen, blickte Wortmann zurück. „Aber die Blumenkübel haben sich nicht bewährt.“ Zu leicht konnten sie kaputt gefahren oder zur Seite geschmissen werden. Nun gibt es Schwellen auf der Straße, die vor allem bei schnellem Überfahren Lärm erzeugen, der die Anwohner sehr störe, erklärte Beckums Ortsvorsteher weiter. Daher sollten sie bald wieder wegkommen. Andere bauliche Maßnahmen könnte man erst bei einer Straßensanierung vornehmen. Ob diese Straße und wann auf die Liste der Stadt kommt, entscheide die Politik im Herbst.
Problem trifft auch Beckum
Die Mellener hörten interessiert zu. Statt Schwellen gibt es am Ortseingang zum Golddorf im Hohlen Weg Senken im Boden. Mit dem gleichen Ergebnis wie in Beckum: Anwohner beklagen Lärm. Beklagt wird zudem, dass bei Begegnungsverkehr Fahrzeuge, Pkw wie Landmaschinen, über den Bürgersteig ausweichen, gefährlich nicht nur für Kinder.
Eigentlich sollte auf mehrfaches Hinwirken von Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt die Beschilderung angepasst und deutlicher lesbar werden. Zulässig ist Tempo 30. Schließlich sei aber nur ein einziges Schild ausgetauscht worden, hieß es. „Das ist total unbefriedigend für mich“, gestand Schulze Tertilt. Ideen gibt es in der Bevölkerung: eine große 30 auf die Straße malen, sogenannte Berliner Kissen in den Asphalt einlassen, weitere Tempo 30-Zonen im Dorf ausweisen.
Alles aber, unterstrich Schulze Tertilt, sei trotz vieler Bemühungen rechtlich schwierig umzusetzen. Die Behörden verwiesen schlicht auf die Rechtslage und lehnten Anträge ab. Franz-Josef Griese, pensionierter Polizist, machte klar, dass die Verbindungsstraße zwischen Mellen und Beckum bei den Verkehrsbehörden aufgrund ihrer Bedeutung sicher nicht die größte Priorität besitze. Daher seien regelmäßige Radarmessungen kaum durchsetzbar.
Das zweite große Verkehrsthema im Dorf kann wohl mit mehr Kommunikation verbessert werden. „Reden hilft, am besten miteinander und nicht übereinander“, betonte Schulze Tertilt. Er hatte Landwirt Johannes Vedder-Stute geladen. Auf der vorletzten Dorfversammlung hatte es massiven Unmut übers Fahrverhalten des landwirtschaftlichen Verkehrs gegeben: schnell und rücksichtslos, so der Vorwurf. Problem: Von den Angeschuldigten war bei dem Treffen niemand da. „Das hat uns hochgradig irritiert und ist sauer aufgestoßen“, sagte Vedder-Stute rückblickend. Für persönlichen Austausch und Beschwerden sei er immer ansprechbar. Er wirke dann gegebenenfalls auch auf seine Mitarbeiter ein, zurückhaltender mit den Landmaschinen unterwegs zu sein. „Wir haben ja durchaus welche, die gerne schnell fahren“, gestand er ein. Eigentlich sei die Anweisung, mit Treckern in 50er Zonen 30 km/h zu fahren, in 30er Zonen 20. Aber permanent kontrollieren könne man halt nicht. „Aber wenn ihr was beobachtet, dann ruft mich an“, appellierte er an die große Runde im Landmarkt. Nach den Beschwerden auf der letzten Dorfversammlung sei das Fahrverhalten der meisten Trecker aber auch deutlich besser geworden, lobte ein Anwohner ausdrücklich – zumal sich alle gegen pauschales Verurteilen stellten. Schulze Tertilt: „Wir haben die Landwirtschaft nun mal hier, und wir brauchen sie auch.“
Ein Hauch von Schilda
Beschwerden gibt es auch in der Langewende, vor allem seitdem der Radweg eingeweiht ist. „Jetzt haben wir die neue Straße, und jetzt rasen sie auch“, klagte eine Anwohnerin über Pkw- wie Radverkehr.
Ein weiterer Punkt der Dorfversammlung klingt nach Schildbürgerstreich: Offiziell soll die Straße, obwohl als Radweg zur Sorpe ausgebaut und bekannt gemacht, durch eine falsche Beschilderung im Moment für Biker tabu sein.