Mellen - ein Dorf im Sauerland

Dunkle Wolke über Mellen

Dorfenergiegenossenschaft tagt. Lob für Vorstand. Alexander Nickel (Stadtwerke) darf vorerst nicht in Aufsichtsrat

WP vom 02.10.2023 von Alexander Lück


Mellen Nicht nur eitel Sonnenschein bei der Dorfenergiegenossenschaft Mellen. Die geplante Erweiterung des Aufsichtsrates ist von der Versammlung auf das nächste Jahr verschoben worden, erst soll Rechtssicherheit bezüglich möglicher Interessenkonflikte bei den Stadtwerken geschaffen werden.
Am Freitagabend bei Sitzungsbeginn regnet es. Ist das Wetter ein Omen für die Genossenschaft?


Circa 230 stimmberechtigte Mitglieder sind da: gut die Hälfte der Genossenschaft. Der Vorstand lobt die riesige Resonanz der Bevölkerung. Auf der anderen Seite honorieren die Zuhörer den ehrenamtlichen Einsatz des Vorstandes immer wieder mit Applaus. Nur als es an dem Abend um die Erweiterung des Aufsichtsrates geht, da möchte die Versammlung nicht so, wie es der Vorstand geplant hatte. Dynamisch spurtet Alexander Nickel auf die Bühne der Schützenhalle um sich der Versammlung vorzustellen. Er ist Prokurist bei den Mendener Stadtwerken und Geschäftsführer der Stadtwerke Balve. Nach Wunsch von Vorstand und Aufsichtsrat der Dorfenergiegenossenschaft soll er einen Platz im Aufsichtsrat bekommen. Aufsichtsratmitglied und Versammlungsleiter Robert Viertel hat das mit der Komplexität im Stromgeschäft begründet, in dem die ehrenamtlich Engagierten schließlich Laien seien. „Wir wollen uns fundiertes Wissen dazu holen“, betont Viertel. Alexander Nickel beginnt mit Lob. Einen solchen ehrenamtlichen Einsatz habe er anderswo noch nie gesehen. Die Genossenschaft kooperiert für das Projekt mit den Stadtwerken. Nickel: „Und auch wir möchten dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt.“
Aber in den Reihen der Genossenschaftler regt sich Kritik. Nickel in verantwortlicher Position bei den beiden Stadtwerken und dann gleichzeitig im Aufsichtsrat. Wie sähe es da mit einem Interessenkonflikt aus, kommt die Frage aus dem Publikum. „Wir haben überlagernde Ziele“, antwortet Nickel zu der Konstellation. „Aus meiner Sicht ist es kein Zielkonflikt.“ Der Aufsichtsrat bleibe ein demokratisches Gremium, in dem er überstimmt werden oder sich bei gewissen Fragen auch enthalten könne, erklärt er.

Kritik an Stadtwerken

Für manche der Genossenschaftler keine hinreichende Antwort. Die Stadtwerke seien gewinnorientiert, warf jemand im Saal ein, er nannte das Verhalten der Stadtwerke zuletzt in Inflationszeiten „Preistreiberei“, was mit dem Ziel der Dorfenergiegenossenschaft nicht im Einklang stehe. Für den Vorstand wenden Johanna Vedder-Stute und Wilfried Köster ein, dass der Aufsichtsrat ansonsten nur aus Mellenern und Gründungsmitgliedern der Genossenschaft bestehe und man hier die Interessen wahren könne. Letztlich scheitert die Abstimmung an einer rechtlichen Bewertung. Habe man sich das Okay vom Genossenschaftlichen Prüfungsverband für diese Personalie geholt, kommt die nächste Frage aus der Runde. Das ist bisher nicht der Fall gewesen. Wilfried Köster unterstreicht: „Heute können wir das nicht rechtssicher beantworten.“ Eine mögliche Wahl Nickels in den Aufsichtsrat wird mit gut zwei Drittel der anwesenden Mitglieder auf die nächste Generalversammlung in 2024 verschoben.
Vorsitzende Johanna Vedder-Stute sieht am Tag nach der Versammlung diese Entscheidung aus demokratischer Perspektive auch in einem positiven Licht: „Wir freuen uns, dass das Genossenschaftsmodell funktioniert. Unsere Genossenschaftler können mitbestimmen.“
Andere Abstimmungen laufen komplett einmütig. Der am Abend zu verhandelnde Geschäftsbericht fällt aber auch noch überschaubar aus. Voriges Jahr hat sich die Dorfenergiegenossenschaft noch am Anfang befunden. Demnächst am 9. Oktober feiert sie ersten Geburtstag. Zum technischen Stand teilte der Vorstand mit, alle Bauteile seien bestellt. 2024 soll sich richtig was tun auf der Fläche südlich des Dorfes und auch die Stromerzeugung kann dann beginnen. 95 Prozent der Mitglieder, heißt es, kämen aus Balve. Alle 1000 Anteile über je 2500 Euro sind schnell vergeben gewesen. Ein kleiner Kreis heimischer Handwerker kommt bei der Mellener PV-Anlage zum Zug.
Wird für die Dorfenergiegenossenschaft auch das Thema Windkraft interessant? Man möchte sich mit Bürgerbeteiligung an solchen Anlagen beschäftigen, dann gegebenenfalls aber mit einer anderen, neuen Genossenschaft. Prokon, die einen Windpark zwischen Affeln und Langenholthausen plant, sei auf die Dorfenergiegenossenschaft zugekommen. Am 17. Oktober, 18.30 Uhr, ist in Langenholthausens Schützenhalle eine Info-Veranstaltung.

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