WP vom 24.09.2024 von Alexander Lück
Der Applaus dafür kam hörbar nur aus einem bestimmten Teil der Halle, von dort ganz hinten, wo sich viele Mellener Gastgeber positioniert hatten. „Willkommen im schönsten Dorf des Märkischen Kreises“, begrüßte Landrat Marco Voge mit größtmöglichem Augenzwinkern am Montagabend in der Schützenhalle von Mellen.
Amtsbedingte Objektivität hin oder her, jeder andere im Raum hätte dieses Prädikat wohl auch für seine Heimat in Anspruch genommen, aber es war ja nun mal die gesamte Bewertungsjury des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“, die Mellen mit dem ersten Platz geschmückt hat nach der Begehung Ende Juni. Und deshalb sagte Voge auch weiter: „Ich bin stolz wie Bolle auf mein Heimatdorf und kann das gerade wohl auch nicht ganz verbergen.“ Sollte er ja auch gar nicht.
Und bei aller Freude über den Sieg und dem Wunsch der anderen fünf Teilnehmerdörfer, auch dort ganz oben zu stehen: alle gratulierten und applaudierten sich ganz fair gegenseitig, als es dann für alle die Urkunden gab.
Und nicht nur Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt als Vertreter Mellens, auch Balves Bürgermeister Hubertus Mühling sowie Kreisheimatpfleger Rolf Klostermann als Vorsitzender der Bewertungskommission betonten mehrfach: „Alle sind Sieger.“ Denn jede Teilnahme, jede Vorbereitung, das Präsentieren der vorbildlichen Projekte im Dorf und das Planen bringe den Ort schon nach vorne.
„Jede Teilnahme ist eine Bereicherung“, betonte Siggi Drees, die in Mellen schon seit Jahrzehnte die Teilnahme mitgestaltet. „Die Aktionen sind doch für uns, sie bereichern unser Dorfleben“, riet sie weiter, nicht nur auf das Ergebnis am Ende zu schauen. Jedes Dorf solle doch mal über eine Teilnahme nachdenken, wenn 2027 der nächste Kreiswettbewerb bei „Unser Dorf hat Zukunft“ ansteht.
Denn mit sechs Teilnehmern im Märkischen Kreis war die Resonanz dieses Jahr eher dürftig, verglichen auch mit der letzten Auflage. Das wollte auch Rolf Klostermann, der Kreisheimatpfleger und Vorsitzende der Jury, nicht leugnen. Manche Orte hätten individuelle organisatorische Herausforderungen von einer ursprünglich geplanten Teilnahme abgehalten, oder andere Wettbewerbe und Förderprogramm übten einen größeren Reiz aus. Aber: „Wir werden nicht müde, uns beim Land NRW für eine Attraktivitätssteigerung des Dorfwettbewerbs einzusetzen!“, versprach Klostermann.
In Mellen braucht es diese Überzeugungsarbeit freilich nicht mehr. Und auch nicht in den anderen fünf Dörfern. Bei der offiziellen Preisverleihung am Montagabend durften sie alle auf die Bühne kommen, die Urkunde entgegennehmen und sich feiern lassen.
Mellen erhält 2200 Euro für die Dorfkasse
Das waren im Einzelnen in der Kategorie bis 500 Einwohner die Lürbke aus Menden auf Platz eins und dahinter die Siedlergemeinschaft Hemberg aus Iserlohn. In der Wertung bis 1000 Einwohner trat neben Mellen noch Hemer-Frönsberg an und über 1000 Einwohner gewann Meinerzhagen-Valbert vor Menden-Hüingsen. Für Mellen ist der Gesamtsieg auf Kreisebene mit 2200 Euro Gewinn für die Dorfkasse verbunden.
Rolf Klostermann hatte in der Mellener Schützenhalle zu allen Teilnehmer einen kurzen Bericht von der Besichtigung beigesteuert. Und begründete, warum sich manche Dörfer und Gruppen noch Sonderpreise verdient hatten: Mellen zum Beispiel für das Aufstellen weiterer Heimattafeln. Oder Menden-Hüingsen für die dortigen Bemühungen um Inklusion: „Die sind vorbildlich, aber leider noch nicht selbstverständlich“, betonte Klostermann.
Nun geht Mellens Blick schon nach vorne. „Wir werden unser Bestes geben, um den Kreis würdig beim Landeswettbewerb im nächsten Jahr zu vertreten“, versprach Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt, der zusammen mit Siggi Drees als Moderator durch den Abend führte. Die beiden dankten unter anderem der locker dreistelligen Zahl an Engagierten, die die erfolgreiche Teilnahme in ihrer Heimat überhaupt erst ermöglicht hätten. In der Pause konnten sich alle die ausgezeichnete Präsentation des Dorfes anschauen.
Für den musikalischen Rahmen sorgten die beiden heimischen Chöre, der MGV und Melodien Mellen. Erstgenannte hatte sogar ein eigenes Lied des Dorfes mitgebracht.
Und zum Abschluss des offiziellen Teils ging es dann darum, sich als Menschen auf dem Dorf auch mal selber auf die Schippe nehmen zu können: Pascal Wink, der mit seinem Heimatdorf Menden-Lürbke ja auch ein hervorragendes Ergebnis erzielt hat, gab humorvoll und sprachgewandt auf der Bühne Einblicke in seinen Alltag, allen voran in den Spielmannszug, den er verlebe als Dorfkind und Vereinsmeier „so wie wahrscheinlich die meisten hier im Saal.“